Die Herstellung von Tiernahrung benötigt effiziente Produktionslinien mit hoher Verfügbarkeit und reproduzierbarer Qualität. Dies funktioniert nur mit einer optimalen Systemtechnik und Verfahren, die auf die spezifischen Anforderungen des jeweiligen Produktes ausgelegt sind. Worauf es noch ankommt, zeigt dieser Beitrag..
Haustiere sind nicht erst seit der Corona-Pandemie beliebte Zeitgenossen; allein in Deutschland lebt in fast jedem zweiten Haushalt ein tierischer Hausgenosse. Damit steigt die Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Tierfutter und dies weltweit. „Die USA, Europa und Asien sind in Bezug auf Tiernahrung immer noch wachsende Märkte und damit sind wir als Anlagenbauer gefragt“, beschreibt Ingo Pütz, verantwortlich für den globalen Vertrieb bei Zeppelin Systems in Rödermark, die Marksituation.
Darüber hinaus wachsen die technologischen Anforderungen an Anlagen und Komponenten, wie Pütz erklärt: „Die Rezepturen für Heimtierfutter bestehen inzwischen aus 20 bis 50 verschiedenen Rohstoffen, von denen jeder seine ganz eigenen Eigenschaften besitzt.“ Das kann extrudiertes Material sein, das besonders schonend beigemischt wird oder ein feuchtigkeitsempfindlicher Rohstoff, der besonders trocken gefördert werden muss. Für die reibungslose Produktion muss man daher nicht nur die Eigenschaften einer Vielzahl von Produkten kennen, sondern auch den Prozess bis ins Detail verstehen. „Letztendlich muss sich der Verbraucher darauf verlassen können, dass das Futter immer die exakte Zusammensetzung, aber auch die gleiche Form und Konsistenz hat. Das Futter darf weder kleben noch bröseln“, beschreibt Pütz die schwierige Balance.
Fexibilität bei Anlagen ist gefragt
Generell stellt die Produktion von Heimtiernahrung ähnliche Qualitätsanforderungen wie für die Produktion von menschlicher Nahrung. Das bedeutet unter anderem keine oder reduzierte Kreuzkontamination, saubere Produktionen, leichte Reinigbarkeit und die Einhaltung von Hygienestandards. Und wie bei Nahrungsmitteln für den Menschen steht die Nahrung für Haustiere unter besonderer Beobachtung und verlangt zum Beispiel extrem genaue Messtechnik. Zudem werden in der Tiernahrung mittlerweile Rezepturkonzepte für die Bedürfnisse eines einzelnen Tieres, sei es nun jung, alt, zu Übergewicht neigend, Weizenunverträglichkeit etc. entwickelt.
Gleichzeitig müssen die Hersteller mit wechselnden Rohstoffen umgehen können – so lagen manche Rohstoffe früher als Pulver vor, werden nun aber als Granulat vertrieben. Die Rohstoffe können auch regional voneinander abweichen. Diese Abweichungen können z.B. unterschiedliche Schüttdichten betreffen, was sich wiederum auf das Handling auswirkt.
Die Hersteller benötigen daher eine sehr hohe Flexibilität ihrer Anlagen. Diese müssen sich ohne größere Umbauten anpassen lassen. Eine hohe Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der rund um die Uhr laufenden Anlagen ist selbstverständlich.
Aufeinander abgestimmte Anlagenprozesse
Zeppelin Systems begleitet fast jede Verarbeitungsstufe in der Pet Food-Herstellung. Dies fängt bei der Rohstoffannahme an, reicht über die Befüllung in die Silos, der Mahltechnik und endet bei der rezepturgenauen Dosierung inklusive Inline-Siebmaschinen vor den Mischern und der schonenden Dichtstrom-Förderung. Dabei müssen Trocknungs- und Beschichtungsprozesse genauso integriert werden wie Anlagen zur Entstaubung, Temperierung, Qualitätssicherungsmaßnahmen sowie Konzepte für den Explosionsschutz. Auffallend an der Entwicklung in den vergangenen Jahren: Anlagen werden immer näher an ihre Leistungsgrenzen gefahren, ohne die Genauigkeit aus den Augen zu verlieren. „Dies gelingt nur, wenn man den gesamten Prozess im Rohstoffhandling im Auge behält. Wir beherrschen alle Prozessschritte und die jeweilige Verfahrens- und Messtechnik. Daher können wir ganzheitliche, perfekt aufeinander abgestimmte Lösungen aus einer Hand bieten“, erklärt Pütz weiter.
Kibbles statt Bruch
Auf den ersten Blick wirken die einzelnen Prozessschritte nicht kompliziert, dennoch verändern sich die Verfahren. So spielt inzwischen die schonende pneumatische Förderung von Trockenfutter eine immer größere Rolle. Weder der Tierfreund möchte Brösel im Futter noch der Produzent. Mit der Dichtstromförderung (Dense-Tec) gelingt die Förderung, ohne dass die Struktur der Kibbles zerstört wird. Dense-Tec wird in der Tiernahrungsindustrie überwiegend als kontinuierliche Förderung angewendet, da die einzelnen Prozessschritte wie beispielsweise kühlen oder beschichten überwiegend auch kontinuierlich erfolgen. Abb1.
Exakte Dosierung selbst von Kleinstmengen
Bei der Verwiegung und Dosierung von Kleinstmengen, wie Vitaminen, müssen Komponenten im 2-3 Kilogrammbereich Mischungen mit mehreren Tonnen gleichmäßig verteilt beigemischt werden. „Speziell für diese Kleinkomponenten haben wir innovative manuelle und automatisierte Lösungen entwickelt“, berichtet Pütz. So bietet Zeppelin Systems maßgeschneiderte Lösungen von Komponenten für die Chargenverwiegung bis hin zu Differentialwaagen inklusive Steuerung. Für das Handling von Flüssigkeiten, kommen dagegen volumetrische Systeme oder gravimetrisch arbeitende Komponenten wie Flüssigkeitswaagen und Massendurchflussmesser zum Einsatz. „Entscheidend ist, dass die Dosierung und Verwiegung exakt und kontaminationsfrei geschieht“, zählt Pütz einen weiteren Punkt auf. „Schließlich werden die Inhaltsstoffe vom Verbraucher immer kritischer beäugt.“ Abb2
Hohe Anforderungen an Hygiene und Qualität
Die Hygieneanforderungen sind im Pet Food-Bereich ebenfalls gestiegen und orientieren sich mittlerweile an der Lebensmittelindustrie. „Wir setzen beispielsweise schon lange nur noch auf Edelstahl in unseren Anlagen“, so Pütz „Chargen müssen sich ebenso rückverfolgen lassen wie bei Human Food. Hier hilft das von uns entwickelte Prozessmanagementsystem.“ Damit wird jede Veränderung der Rezeptur protokolliert und es lassen sich sämtliche angelieferten Rohstoffe und ausgelieferten Chargen rückverfolgen. Alle Produktionsdaten, Chargenprotokolle usw. werden archiviert und können jederzeit abgerufen werden. Dementsprechend rücken Steuerung, Automatisierung und Dokumentation in den Fokus. Das gibt dem Verbraucher Sicherheit.
Fazit und Ausblick
Regionale Unterschiede verlangen länderspezifische Lösungen. Da die Produktion den Kunden folgt, wird Anlagenbau-Know-how direkt vor Ort benötigt. Zeppelin Systems ist global ausgerichtet und sorgt so für eine flächendeckende Betreuung. Überdies gehören digitale Dienstleistungen, wie der Remote-Zugriff auf die Anlagen, inzwischen zum Alltag.
Ein weiteres Thema, dass die Pet Food-Industrie beschäftigt, sind die Themen Energieeffizienz und Wirkungsgrad. Insbesondere bei großen Anlagen mit höherer Förderleistung, sprich 40 bis 60 Tonnen pro Stunde, spielt dies eine Rolle. „Wir liefern Lösungen, mit denen sich mehr aus den Anlagen herausholen lässt. So ersetzen wir zum Beispiel mechanische Förderer durch pneumatische, weil diese schnellere und höhere Leistung mit größeren Mengen erbringen. Zudem arbeiten sie energiesparender, können größere Entfernungen meistern und benötigen weniger Wartung“, zählt Pütz ein Beispiel auf, der abschließend jedoch einen ganz anderen entscheidenden Faktor für den Erfolg nennt: „Unseren Kunden ist es eigentlich egal, wie ihr Prozess funktioniert, sondern sie wollen Prozesssicherheit und eine hohe Anlagenverfügbarkeit. Dies gewährleisten wir mit einem Service vor Ort, aber auch mit intelligenter Automatisierungstechnik und vielfältigen Sensoren, die den Prozess absichern.“
Autor
Zeppelin Systems GmbH
Ingo Pütz, General Manager Sales Food Processing Plants
Erschienen:
Mai 2022: Petfood Pro